Slow travel? Was ist das eigentlich?
Hast du dich auch schon einmal gefragt, was slow travel ist? Einfach nur "langsames reisen" oder ist es ein neuer, esotherischer Trend? Ist das nicht vielleicht sogar langweilig oder muss du dabei meditieren? Kann das jeder? Hier erkläre ich dir, was sich dahinter verbirgt und zeige dir meinen Weg des "slow traveln".
So fing alles an
Als 1986 auf der Piazza Navona in Rom ein McDonalds Restaurant eröffnet werden sollte, veranstaltet eine Gruppe von Restaurant-Wirten und Journalisten ein öffentliches Protestessen mit traditionellen italienischen Gerichten an der spanischen Treppe im Zentrum von Rom. Ziel war es, die Mc Donalds Filiale zu verhindern und die vielfältige italienische Küche vor fremden Einflüssen zu schützen. Kurz darauf entstand aus dieser Gruppe die „slow food Bewegung“ als Gegenpol zur immer stärker werdenden „Fastfood“ Kultur.
Und so definiert sich slow food:
- im Mittelpunkt steht der Genuss, auf den jeder Mensch ein Recht hat.
- für Qualität braucht man ausreichend Zeit.
- die ökologische, regionale, sinnliche und ästhetische Qualität ist Voraussetzung für Genuss.
Aus dieser Anfangsidee entwickelte sich in den kommenden Jahren das „Slow movement“, welches sich in viele Bereiche der Gesellschaft und des Lebens ausdehnte. Der Fokus liegt bis heute jeweils auf der „Entschleunigung“ des Alltags und der damit verbundenen Wertschätzung von Zeit, Genuss und Qualität .
Und dann kam slow travel
So ist es nicht verwunderlich, dass sich eine ähnliche Art des „Genuss-Reisens“ im Tourismus entwickelte. Nach einer Zeit des immer „höher, schneller, weiter“, wobei es nur noch um eine Maximierung der Erlebnisse in möglichst kurzer Zeit ging, entstand der Wunsch das Erlebte neu zu bewerten und intensiver zu genießen, unabhängig von der Zeit. Der englische Journalist und Buchautor Dan Kieran, der als „Gründervater“ des Slow travels gilt, geht in seinem Buch „Slow Travel-die Kunst des Reisens“ sogar noch einen Schritt weiter. Für ihn definiert sich das langsame Reisen so: „Mach keine Fotos, kauf keinen Reiseführer, lass alle Sehenswürdigkeiten weg, vermeide gute Hotels, heiße Katastrophen willkommen.“ Er selber reist vorzugsweise mit der Bahn oder mit dem Eselskarren, aber meistens ist er zu Fuß unterwegs. Seine „Reise-Erlebnisse“ beginnen schon vor seiner Haustür bei einem Spaziergang durch die englische Landschaft.
⇒Wenn du dich auch für die englische Landschaft interessierst, lade ich dich ein meine Beiträge zur englischen Südküste und zu Cornwall anzusehen. Dann wirst du verstehen, warum Dan Kieran direkt vor der Haustür losgelaufen ist.
Der größte Feind der Qualität
ist die Eile
(Henry Ford)
Was zeichnet slow travel aus?
Sicher muss du das „langsam reisen“ nicht so extrem leben wie Dan Kieran. Es gibt kein vorgefertigtes Regelwerk oder strikte Konzepte, aber trotz allem liegen der Idee doch einige Merkmale zugrunde. Das Zukunftsinstitut hat es in seinem Artikel "slow travel" sehr gut zusammen gefasst:
- Das Tempo drosseln (slow down)
- Die Komfortzone ausweiten (sterch your comfort zone)
- vereinfachen (simplify)
- von deinen Plänen loslassen (let go off the plan)
- weniger ausgeben (spend less)
- Fuss fassen (take root)
- sich einfügen (blend in)
- auf Fremde vertrauen (rely on strangers)
- Dankbarkeit zeigen (practice gratitude)
- das Gewöhnliche wertschätzen (celebrate the ordinary)
Slow Travel ist also der Versuch, einen anderen Blick auf das Reisen und die Reise zu werfen. Es ist der Wunsch einen echten und wahrhaftigen Eindruck vom Land, den Menschen, der Landschaft, der Kultur und dem Erlebten zu erhalten. Auch mit dem Anspruch nachhaltig, fair und sozialverträglich zu reisen. Und es schließt das Gefühl aus, etwas verpasst zu haben. Es ist die richtige Art zu reisen, wenn du tief in andere Kulturen und Länder eintauchen willst und bereit bist, das Gewohnte für einige Zeit hinter dir zu lassen. Dann wird aus jeder einfachen Reise ein einmaliges Erlebnis.
So reise ich "langsam"
Ich müsste lügen, wenn ich sage, ich lasse von meinen Plänen los. Denn eine gute Planung vor der Reise ist für mich der sicherste Weg unterwegs die Entspannung und den Genuss zu erleben, der slow travel ausmacht. Ich wälze also Reiseführer, studiere Blogs, lese Romane und schaue Filme um ein Gespür und eine Ahnung von meinem Reiseziel zu bekommen. Und dann plane ich die Reise ziemlich klar durch: Ich stecke die Route ab, buche Übernachtungen, suche mir entsprechende Transportmittel zwischen den Zielen und lege im Groben fest, was ich wann und wo erleben möchte. Dabei bleibt aber immer noch genug Spielraum um vor Ort spontan und flexibel anders zu entscheiden. Und wenn ich dann endlich dort bin, lasse ich alles los und muss mich um kaun noch etwas kümmern. So ist es für mich der perfekte Urlaub. Katastrophen brauch ich ganz sicher nicht. Tut mir leid, Dan Kieran!
Meine 15 "goldenen Regeln" für eine entspannte Reise:
- ich nehme mir Zeit für die Planung und vor Ort.
- ich übernachte in charmanten Hotels oder Häusern mit viel landestypischer Atmosphäre und gehobenem Komfort
- ich versuche mehrere Nächte zu bleiben, mindestens 3 Nächte
- ich nutze typische und öffentliche Verkehrsmittel wo es Sinn macht, sonst gerne einen Fahrer.
- ich lasse mich von Einheimischen führen, damit sie mir ihr Land zeigen
- ich esse regional und probiere landestypische Speisen
- ich respektiere Sitten und Gebräuche und halte mich an Kleiderordnungen
- ich bin zurückhaltend, dankbar und passe mich an
- ich lerne ein paar Wörter in der Landessprache
- ich vermeide politische Diskussionen oder kritische Äußerungen und bringe meine Gastgeber nicht in Verlegenheit
- ich begreife den Weg auch als Teil der Reise und nicht nur als Strecke zum Ziel
- ich versuche Müll zu vermeiden und Wasser und Strom zu sparen
- ich akzeptiere, daß es gegebenfalls kein stabiles WLAN ,Telefon, Strom oder Internet gibt
- ich zahle faire Preise und weiß, daß ich als Fremder oft mehr bezahle als Einheimische
- ich behandle Personal und andere Dienstleister respektvoll und freundlich
Möchtest du noch mehr zum Thema Slow Travel erfahren? Dann schau doch in meinen Artikel "meine besten slow travel Tipps". Wenn du aber noch umweltverträglicher und nachhaltiger reisen möchtest, dann findest du im Artikel Sanfter Tourismus- 10 Wege zum nachhaltigeren Reisen Anregungen. Du bist allein unterwegs? Auch dazu habe ich einige Tipps für dich. Auf jeden Fall würde ich mich freuen, wenn du deine Erfahrungen und Ideen mit mir teilst und einen Kommentar hinterlässt.
Noch tiefer eintauchen in das Thema?
Auf dem Blog Travel Slowly von Anika findest du viele weitere interessante Fakten und Themen rund im Slow Travel und ebenfalls interessante Slow Travel Reiseideen.
Jetzt lehn dich zurück, genieße eine Tasse Tee und plane deine erste
Slowtravel Reise!
Viel Spass dabei.
4 Kommentare
Regula Zellweger
Liebe Chrisitane
Dein wertschätzender Kommentar in meinem Blog freut mich sehr. Danke!
Nun habe ich mir Deine Seite angeschaut und bin begeistert. Als Reisejournalistin suche ich auch Entdeckungen neben den touristischen Trampelpfaden. Ich iebe es beispielsweise, eine Destination kennen zu lernen, indem ich Berufsleute treffe, die mir zeigen, wie sie ihr Leben im Alltag gestalten.
Seit gut einem Jahr kann ich kaum mehr reisen – ich vermisse es wirklich! Aber ich entdecke nun auch mein Heimatland (Schweiz). Es geht um die Qualität des Erlebens und nicht um die Kilometer, die wir „hinter uns bringen.“
Du lässt Dir eine Stadt oder ein Land gern von Einheimischen zeigen? Dann komm doch mal nach Zürich oder ins Wallis – ich zeige Dir gern meine Lieblingsorte. Beispiel Zürich: https://www.altwerden-spaeter.blog/2017/04/22/zuercher-frauen-stadtrundgang/
Deinen Blog habe ich gern in meine Linkliste aufgenommen.
Herzliche Grüsse aus Bellwald, wo es gerade schneit
Regula
Christiane
Liebe Regula das freut mich sehr. Vielen Dank für die Einladung nach Zürich. Komme gerne darauf zurück bei Gelegenheit. Und du kannst mich gerne im Rheinland besuchen. 🙂
LG Christiane
Olli
Da finde ich doch einige Übereinstimmungen zu unserer Art & Weise, ein wenig Nachhaltigkeit ins Reisen zu bringen. Viele Punkte, wie z.B. das lernen der Landessprache oder das Nutzen der öffentlichen Verkehrsmittel gehören für uns inzwischen zum „guten Ton“ beim Reisen. Hast du schonmal was von „second cities“ gehört? Wir schauen uns gerne Orte an, die einem nicht sofort in den Kopf kommen, einfach um die typischen Hotspots zu entlasten. So konnten wir schon ganz tolle Ecken entdecken.
Blick2
Hallo Olli, tatsächlich habe ich von „Second cities“ noch nicht gehört, aber das passt ja ideal zu meinem Blogtitel :-). Danke für den Tipp. Da schau ich doch direkt mal rein. Zu nachhaltig Reisen habe ich ja ebenfalls einen Artikel geschrieben. Vielleicht magst du den auch nochmal ansehen.;-). LG Christiane