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Hanoi -Vietnams pulsierende Hauptstadt

Ha Noi, was übersetz soviel wie "Stadt zwischen den Flüssen" heißt, ist die älteste Hauptstadt Südostasiens und mit Sicherheit eine der interessantesten Metropolen im asiatischen Raum. Es ist eine Stadt, die sich schwer in Worte fassen lässt. Viel mehr ist Hanoi eine Sammlung unterschiedlichster Eindrücke und Gefühle. Von laut, voll und chaotisch über verrückt, abwechslungsreich und charmant bis hin zu modern und gleichzeitig traditionell trifft alles auf die Stadt im Delta des roten Flusses zu.  Aber vor allem ist Hanoi eins: Sehenswert


Glockenturm am Literaturtempel in Hanoi


"Messen kann man die Tiefe des Flusses und des Meeres,

aber nicht die des menschlichen Herzens."

(Weisheit aus Vietnam)


Schlangenturm Hanoi Hoan Kiem See


 

Ankunft in Hanoi

Auf der zweiwöchigen Rundreise zu den Höhepunkten Vietnams war Hanoi unsere erste Station. Und wie bei so vielen Städten in Südostasien empfinde ich bei der Ankunft immer erst einmal eine gewisse Reizüberflutung. Es ist heiß, laut, voll und chaotisch. Das Taxi schlängelt sich mühsam durch den dichten Verkehr der grauen, an DDR-Bauten erinnernden Vorstädte mit riesigen Reklametafeln und Wohnblöcken, die scheinbar nur aus Wäscheleinen und Satellitenschüsseln bestehen. An jeder Ecke lächeln Parteifunktionäre von überdimensionalen Plakatwänden und auf den ersten Blick erscheint mir alles ziemlich trist und hässlich. Selbst die Menschen kommen mir farblos und uniform vor. Und vor allem sind es unendlich viele, die sich aus allen sichtbaren und auch unsichtbaren Straßen und Gassen auf Mopeds, Rikschas und Rädern in den Verkehr einfädeln. Und trotzdem gelingt es dem Taxifahrer uns sicher und wohlbehalten an unserem Ziel abzusetzen.


Stau aus Motorrollern in Hanois Rushhouer


 

Rund um Hoan Kiem See

Nach einer Pause in der wohltemperierten Kühle des Metropole Hotels, wo der Lärm und das Chaos einer gediegenen und luxuriösen Stille gewichen ist, sind wir bereit einen zweiten Blick auf die vietnamesische Hauptstadt zu werfen. Zu Fuß starten wir den kurzen Weg hinunter zum Hoan Kiem See, dem Herzstück Hanois. Wir haben Glück, es ist Samstag Abend und somit ist die Gegend um den See für den Verkehr gesperrt und wir können uns ungehindert und frei bewegen. Rund um den See stehen koloniale, französisch inspirierte Villen und Gebäude, welche die kommunistische und trostlose Architektur der Außenbezirken schnell vergessen lässt. Gerade jetzt am Abend versprüht der See mit dem Schildkrötenturm, der roten The-Huc- Brücke und dem Jadenberg Tempel(Ngoc-Son-Tempel) eine wunderschöne Atmosphäre.


Hanoi bei Nacht

Extratipp:

Versuche deinen Aufenthalt in Hanoi am Wochenende zu planen. Dann kommst du in den Genuss der "Walking Streets" .Jeden Freitag bis Sonntag Abend von 19-23Uhr ist das Ufer des Sees und die umliegende Altstadt für den Autoverkehr gesperrt. Übrigens gibt es das auch in Chiang Mai in Thailand.

rote Brücke über den Hoa Kiem See Hanoi
Zugangstor zum Jadebergtempel im Hoa Kiem See Hanoi

 

Die Altstadt am Abend

Etwas weiter biegen wir in die Altstadt ab und tauchen ein in die lebhaften, engen Gassen. Hier ändert sich das Bild wieder vollständig. Die Häuser stehen dicht an dich, teilweise scheinen sie sich aneinander anzulehnen, sonst würden sie umkippen. Über unseren Köpfen befindet sich ein dichtes Wirrwarr aus dicken und dünnen Stromkabeln, das jedem deutschen Ingenieur Schnapp-Atmung bescheren würde. Die Häuser sind nur Fensterschmal und in jedem Erdgeschoss befindet sich ein Laden oder Restaurant. Davor stehen wahllos kleine blaue und weiße Plastiktische und Stühle, wo das traditionelle BIA-Bier getrunken wird und die Speisen aus den vielen Garküchen verzehrt werden. Jeder Platz ist besetzt und die Luft schwirrt von den Gesprächsfetzen der vielen Menschen. Dazu kommen zahllose fahrende Händler, die auf Handkarren oder voll beladenen Rädern ihre Waren anpreisen. Von Badelatschen über Aluminiumtöpfe bis hin zu Bananen und Sonnenbrillen ist alles zu haben.


 

Lampions und Kabel über der Altstadt von Hanoi
Läden mit Gewürzen Altstadt von Hanoi nachts
Plastikstühle vor den Streetfoodläden in Hanoi
Altstadtgasse in hanoi bei Nacht voll mit Menschen
Straßenhändlerin mit übervollem Wagen in der Altstadt von Hanoi
Tische vor einem Streetfoodladen in Hanois Altstadt nachts

 

Essen in den Garküchen

Wir kehren in eine dieser vielen namenlosen Garküchen ein und ich werde in die Küche gebeten um in die Töpfe zu gucken. Ich suche diverse Gerichte aus, ohne näher erkennen zu können um was es sich handelt, doch ein paar Minuten später stehen diese in Blechschälchen auf unserem Tisch. Wir bekommen jeder ein paar Stäbchen und dann geht es los. Teller oder Besteck gibt es hier nicht, jeder greift einfach mit den Stäbchen in die Schüsseln. Jetzt verstehe ich auch, warum die Vietnamesen so schlank sind, denn es gestaltet sich äußerst schwierig auf diese Weise satt zu werden. Aber jede einzelne Speise schmeckt sehr gut. Und dann wird plötzlich alles weggeräumt, Tische und Stühle aufgestapelt, die Läden lassen die Rollos runter und die Menschen verschwinden. Es ist 23 Uhr und alles schließt. Von jetzt auf gleich ist das bunte Treiben und Leben völlig vorbei.

Extratipp:

Es werden zahllose Streetfoodtouren angeboten. Wir haben aber die Erfahrung gemacht, daß du die Altstadt, die Garküchen und Restaurants auch sehr gut selber entdecken kannst. Lass dich einfach durch die Gassen treiben und kehre da ein, wo es dir gefällt.

Otopusse in einer Garküche


 

Rikschafahrt durch die Handwerkergassen in Hanoi

Am nächsten Tage nehmen wir drei Fahrradrikschas und lassen uns durch die Altstadt kutschieren. Im Volksmund heißt diese Gegend „Viertel der 36 Gassen“, denn in jeder Straße ist ein anderes Handwerk beheimatet. Hier gibt es nur Metallwaren, dann wiederum nur Seidenstoffe, etwas weiter findest du die Schreiner und an der nächsten Ecke werden nur Bettgestelle verkauft. Dazwischen sitzen Frisöre und schneiden ihren Kunden auf der Straße die Haare. Und ständig knattern die Mopeds um uns herum. In Hanoi gibt es 5 Millionen Mopeds und ich habe das Gefühl, daß jedes einzelne gerade hier an der Kreuzung steht. Egal aus welcher Richtung sie kommen, sie fahren alle gleichzeitig los und umeinander herum. Ganze Familien sind auf einem kleinen Roller unterwegs oder sie sind hoch beladen mit Körben und Töpfen ohne das Gleichgewicht zu verlieren. Es ist faszinierend und beängstigend zugleich.


Portrait von der Autorin in einer Fahrradrikscha in den Straßen von Hanoi

HAnoi Fassade eines Shops in der Altstadt
Strassenszene von Händlern in der Altstadt von Hanoi
Geschäftsfassaden Altstadt Hanoi

Auf der Rikschatour entdeckst du die Stadt aus einer völlig neuen Perspektive. Lehn dich zurück und lasse die vielen Eindrücke auf dich wirken. Die Tour dauert ungefähr eine Stunde. Schaue im Netz nach den verschiedenen Angeboten oder halte einfach nach einer Cyclo Rikscha Ausschau.


 

Friseur HAnoi VIetnam
Strassenszene Hanoi Vietnam Blumenhändler auf Rad
Hanoi Stadt Händler mit Gemüsekörben auf dem fahrrad

 

Wasserpuppentheater

Unsere sehr unterhaltsame Rikschafahrt endet auf der anderen Seite des See am Wasserpuppentheater. Auch wenn dies ein rein touristischer Programmpunkt ist, gehört er meiner Meinung nach zu einem ersten Besuch in Hanoi dazu. In einem alten Kolonialbau befindet sich das mit roten Samtsesseln bestuhlte Theater. Die Bühne besteht aus einem großen Wasserbecken mit Vorhang.

Nachdem ein kleines Musikorchester mit für unsere europäischen Ohren fremdländisch und dissonant klingenden Liedern die Vorführung eröffnet hat, tauchen im Wasserbecken bekannte Marionetten Figuren aus der vietnamesischen Geschichte auf, die an langen Stangen bewegt werden. Da gibt es Drachen und Delphine, Tänzerinnen und Tiger, fliegende Fische und Feuervögel. Sie alle werden bewegt von Männern, die bis zum Bauch im Wasser stehen und hinter dem Vorhang verborgen sind. Und auch wenn wir trotz der englischen Übersetzung der Geschichte nicht viel von der Handlung verstanden haben, ist es doch ein sehr kurzweiliges Vergnügen, was uns einen weiteren Einblick in die vielfältige vietnamesische Kultur ermöglicht hat.

Kontakt:

Lotus Wasserpuppentheater

16 Lê Thái Tổ, Hàng Trống, Hoàn Kiếm, Hà Nội, Vietnam

Telefon: +84 97 203 04 20

 

Wasserpuppentheater Vietnam
Wasserpuppentheater Vietnam Hanoi
HAnoi Vietnam Wasserpuppentheater

 

Das französische Viertel

Nicht weit vom Wasserpuppentheater liegt das französische Viertel mit breiteren Boulevards, der großen St.Jospephs Kathedrale und der Oper. Hier scheint alles etwas sauberer und großzügiger zu sein und in vielen Häusern haben sich hochwertige Läden und schicke Lokale angesiedelt. Der Verkehr ist hier nicht ganz so chaotisch wie in der Altstadt und vor allem die vielen jungen Menschen pflegen einen sehr westlichen Lebensstil mit hippen Klamotten, Coffee to go und allgegenwärtigen Handys im Selfi-Einsatz. Hier merkst du ganz deutlich, daß Vietnam trotz seiner kommunistischen Prägung ein Land im Aufbruch in die kapitalistische Modernität ist. Gerade im französischen Viertel sind die Menschen sehr aufgeschlossen und freundlich und du kommst sehr leicht mit ihnen in Kontakt.


 

 


 

Der Literaturtempel

Zu den wenigen wirklich berühmten Sehenswürdigkeiten der Stadt gehört der im Jahr 1070 erbaute sogenannte Literaturtempel Van Mieu. Er diente nicht etwa religiösen Zwecken, wie der Name Tempel nahe legt, sondern war von Anbeginn die erste Akademie des Landes. Von 1070 bis 1915 wurden hier die Söhne der Mandarine und anderer hoher Aristokraten nach den Lehren des Konfuzius ausgebildet. Der wunderschöne Anlagenkomplex unterteilt sich in fünf ummauerte Innenhöfe, die sich nach klassischem Schema chinesischer Wohn- und Tempelanlagen entlang einer Nord-Süd-Achse aufreihen. In den einzelnen Höfen befinden sich unterschiedliche Gebäude,wovon einige im traditionellen rot-gold sehr prachtvoll ausgestaltet sind. Für uns war der Literaturtempel abgesehen von der Altstadt und dem Gebiet um den Hoan Kiem See ein wirkliches Highlight in Hanoi.


 

Literaturtempel Hanoi
Zugangstor Literaturtempel Hanoi
Literaturtempel Hanoi Vietnam Eingangstor

 

Ethnologisches Museum

Nicht ganz so bekannt, aber dennoch sehenswert ist das Ethnologische Museum in Hanoi. Auf einem Innen- und Außengelände von mehr als 13.000qm begeistert das Museum mit Artefakten, Kunst und Gebrauchsgegenständen der unterschiedlichen Ethnien des Landes. Im Außengelände wurden ganze Häuser aus anderen Regionen des Landes wieder aufgebaut. Der Bau des hohen Pfahlbauhaus der Tay wurde sogar von der Bundesrepublik Deutschland finanziert und ermöglicht. Gerade wenn du mit Kindern unterwegs bist, ist dies ein lohnenswertes Ziel.


 

Stammeshaus im ethnologischen Museum Hanoi
Hilltribe Haus im Ethnologischen Museum Hanoi

 

Die anderen Sehenswürdigkeiten

Sicher vermisst du hier das Ho Chi Minh Mausoleum. Tatsächlich haben wir das Grabmal auf Grund der langen Schlagen und der Wartezeit ausgelassen, auch weil uns der kommunistische Kolossalbau wenig angemacht hat. Ob wir das bei einem zweiten Besuch nachholen würden, ist fraglich, auch wenn es eigentlich zum "Pflichtprogramm" gehört.

Natürlich waren wir noch bei der Ein-Säulen Pagode und auch bei der aus dem 6.Jahrhundert stammenden 11 stöckigen Tran Quoc Pagode. Beide durchaus sehenswert, aber du kannst diese beiden Tempel im "vorbeigehen" ansehen.


 

⇒Weiterlesen: Du möchtest das Asienfeeling auch mit nach Deutschland nehmen? Wie wäre es mit "Little Tokyo" in Düsseldorf. Da steckt ganz viel Asien drin.

 

Verpasst haben wir leider die Train Street (die wohl jetzt inzwischen für Touristen gesperrt ist), das Hoa Lo Gefängnismuseum, auch bekannt als Hanoi Hilton  und die Thang Long Zitadelle. Und auch die Nachtmärkte stehen noch auf unserer Bucketliste für einen kommenden Besuch.


Hanoi NAchts


 

Unser letzter Abend in Hanoi

An unserem letzten Abend in Hanoi sind wir noch einmal rund um den See gelaufen, haben den vielen  Artisten und Gauklern bei ihren Kunststücken zugesehen, den Musikern am Ufer Münzen in ihre Hüte geworfen und einfach die lebendige Stimmung genossen. Per Zufall haben wir dann im 5.Stock eines Hauses das Restaurant Cau Go entdeckt, wo wir sehr edel und mit Blick auf die The Huc Brücke und den See vietnamesich gegessen haben. Es war ein gelungener Abschluss von drei sehr interessanten Tagen.

Kontakt

Cau Go Restaurant

Tel: +84 243 926 0808

Hotline:+84 937 290 808

sale1@caugo-group.com

05TH & 6TH Floor

Entrance 1: No 1/3/5/7 Dinh Tien Hoang Street, Hoan Kiem, Hanoi, Vietnam


Hanoi Vietnam Lampions und Kable über einer Straße

Fazit

Für mich und meine Familie war Hanoi mehr als nur eine interessante asiatische Großstadt. Wir haben diese als sehr authentisch und lebendig erlebt und uns jederzeit sicher und entspannt gefühlt. Besonders gut gefallen hat uns der Charme und die Mischung aus französisch-vietnamesischen Flair. Hanoi bietet sicher keine atemberaubenden Sehenswürdigkeiten, aber das wirklich "Erlebenswerte" ist die Stimmung und Atmosphäre in der Altstadt und um den See, die vielen coolen Bars und kleinen Garküchen, das Gewusel der Menschen, das Knattern der Mopeds und der chaotische Verkehr. Für uns steht fest: Wir kommen wieder. Nach Vietnam und auch nach Hanoi.


Hanoi bei Nacht Blick auf den Hoa Kiem See


Eine weitere Etappe auf unserer Vietnamreise war die wunderschöne Stadt Hoi An über die ich dir hier mehr erzähle. Wenn du asiatische Städte magst, dann ist Bangkok auf jeden Fall eine Reise wert.

Ähnlich interessant und authentisch haben wir übrigens Kerala in Indien erlebt. Das bietet einmal ganz andere Einblicke in Asien. Für all diese Ziele solltest du dir vor allem genug Zeit nehmen, damit du sie wirklich erfahren kannst. Noch mehr Tipps für entspanntes Reisen findest du in meinem Beitrag "die besten Slow-Travel-Tipps".

Und damit aus deiner Städtereise ein entspanntes Erlebnis wird, zeige ich dir im Beitrag "Städtereisen planen" worauf du achten musst.


The Huk Brücke Hanoi Vietnam


 

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