Menton und das Cap Martin
von Gärten, Zitronen und Meer
Menton wird von den Einheimischen liebevoll „die Perle der Côte d’Azur“ genannt und nach vier Tagen in diesem zauberhaften Städtchen kann ich das durchaus verstehen. Der östlichste Ort der Côte d’Azur liegt direkt an der Grenze zu Italien und hat seinen ganz eigenen Charme. Menton ist in seiner Seele schon eher italienisch und putzt sich nicht so heraus wie Nizza, Cannes oder Monaco, sondern ist einfach authentisch.
"Hier schimmert alles blond, wie Licht und Honig.
Die Côte ist ein Hafen für mich, je öfter ich dort anlege,
desto fester bin ich mit ihr verankert.“
(Jean Cocteau, Maler und Ehrenbürger von Menton)
Menton ist allen voran ein besonders schönes und vielseitiges Ziel für Gartenliebhaber, denn auf seiner kleinen Fläche vereint es alleine 6 sehenswerte Gärten. Aber auch für Genussreisende bietet es zahlreiche Möglichkeiten, denn der kulinarische Tisch ist hier reichlich gedeckt. Und nicht zuletzt ist es ein schönes Ziel für alle Reisende, die die Côte d'Azur einmal von einer etwas entspannteren und unaufgeregten Seite kennen lernen möchten. Mit über 320 Sonnentagen im Jahr ist Menton zudem einer der sonnenreichsten Orte Frankreichs und eignet sich deshalb zu fast jeder Jahreszeit als Reiseziel. Was mir in Menton besonders gut gefallen hat und was ich kritisch sehe, teile ich gerne mit dir in diesem Beitrag.
Spaziergang durch die Altstadt Vieux Menton
Die verwinkelte Altstadt von Menton, die mit ihren dicht gedrängten bunten Häuschen an den Ausläufern der Seealpen hängt, ist alleine schon einen Besuch des kleinen Riviera Städtchens wert. Hier erahnt man die Nähe zu Italien und spürt noch die vergangene Herrschaft der Genueser und Monegassen. Die Gassen sind so eng und steil, daß es selbst im Hochsommer kühl und dunkel zwischen den Häusern bleibt und nicht selten schallen italienische Sprachfetzen durch die Sträßchen. Beginn deinen Rundgang durch die malerische Altstadt am besten an der großen Freitreppe, die vom Stadtstrand Les Sablettes hoch zum Vorhof der Basilika Saint Michel Archange führt.
Rund um die Basilika Saint Michel Archange
Vom alten Hafen steigst du die Freitreppe hoch und kommst auf den Parvis Saint Michel. Achte einmal auf den Boden: Er wurde kunstvoll von Hand aus abertausenden von Meerkieseln zu wunderschönen Mosaiken gelegt. Du stehst jetzt vor zwei Barockgebäuden, die im späten 17.Jahrhundert erbaut wurden und mit ihren schönen Glockentürmen das Stadtbild von Menton prägen.
Auf der linken Seite des Platzes ist es die Basilika Saint Michel Archange, deren Fassade ihr heutiges Aussehen erst nach einer Renovierung um 1819 erhielt. An ihrer rechten Seite erhebt sich der 53 Meter hohe imposante Glockenturm. Auf der linken Seite findet sich ein etwas kleinerer, weiterer Glockenturm. Wirf einen Blick in das Innere der Basilika, die mit einem reichen Marmor Altar und einem schönen Triumphbogen unterhalb der Zentralkuppel aufwartet.
An der Stirnseite des Platzes steht die etwas kleinere, aber ebenso hübsche Chapelle des Pénitents blanc, die Kappelle der weißen Büßer. Die ockerfarbene Fassade wird von einigen Marmor-Statuen geschmückt und ist ein wunderschönes Beispiel barocker Bauart.
Von hier oben hast du einen malerischen Blick auf den alten Hafen und die neu gestaltete Promenade de soleile. Im Sommer findet auf dem Kirchplatz ein Kammermusikfestival statt. Sicher ein einmaliges Erlebnis vor dieser Kulisse.
Bergauf durch die Gassen
Verlasse jetzt den Parvis Saint Michel und verliere dich in dem dichten, stets bergauf führenden Gassengewirr der Altstadt. Lass dich treiben entlang der roten und gelben Häuserfassaden und genieße die schönen Türeingänge, kleinen Topfgärten und Katzen, die in Lücken verschwinden. Schließlich gelangst du auf die Travers du vieux chateau und stehst schon bald vor dem Tor des alten Friedhof.
Cimentière du vieux château
Der Friedhof wurde erst im späten 19.Jahrhundert auf den Mauern des ehemaligen Schloss erbaut, nachdem ein zweiter Wiederaufbau des ursprünglichen Schlossen nicht mehr erwogen wurde. Dafür ist der Friedhof vieux château um so sehenswerter, allein schon wegen des Ausblicks die ganze Küste entlang, auf die umliegenden Berge und der darunter liegenden Altstadt von Menton . Aber auch einige der Gräber sind einen Blick wert, sind sie doch die letzte Ruhestätten vieler reicher Emigranten aus England und Russland, die sich hier Ende des 19.Jahrhunderts wegen des milden Klimas niedergelassen haben. Ein besonderer Hingucker ist die goldene Kuppel der orthodoxen Grabkapelle.
Folgst du dem Boulevard du Garavan weiter den Hügel hinauf, kommst du zu einem zweiten Friedhof mit Namen Trabuquet. Von hier aus soll der Ausblick noch einmal schöner sein.
Die Rue Longue
Nachdem du die schöne Aussicht genossen hast, ist es Zeit wieder hinab zu steigen. Nutze dafür einen anderen Weg und entdecke das Labyrinth von Vieux Menton. Verpasse dabei keinesfalls die etwas breitere Gasse Rue Longue. Sie verläuft im unteren Teil der Altstadt parallel zur Promenade. Es war die ursprüngliche Römerstraße in Menton, worüber alle Waren transportiert wurden. Heute haben sich hier einige hübsche Läden und Galerien angesiedelt.
Zurück zum Hafen
Jetzt bietet es sich an eine Pause in einem der hübschen Lokale am Hafen oder rund um die Place du Cap einzulegen. Du wirst merken, dass der italienische Einfluss hier allgegenwärtig ist, denn die Küchen der Restaurants haben zum großen Teil einen italienischen Touch.
Sonnenbaden am Les Sablettes
Nach dem Essen lohnt eine Pause am Stadtstrand Les Sablettes , der gerade durch eine Neuanlage der Strandpromenade auf der Meerebene eine sehr schön Aufwertung erfährt. Es gibt zahlreiche Sitz- und Liegegelegenheiten, Spielplätze für Kinder und ein abwechslungsreiches Angebot an verschiedenen Strandlokalen und Bars. Der Strand selber kann zwar nicht mit denen der umliegenden Orte mithalten, aber die Kulisse vor der Altstadt von Menton ist unbezahlbar.
⇒Alle weiteren Strände, die zu Menton gehören findest du hier.
Auf den Spuren von Jean Cocteau
Folgst du der Promenade du soleile Richtung Westen, erreichst du die alte Bastion in der heute eine kleine Sammlung von Bildern und Plastiken von Jean Cocteau untergebracht ist. Der Maler selber übernahm -lange vor der Eröffnung des Museums 1967- die Ausgestaltung des Gebäudes. Er legte das Meeres-Kiesel-Mosaik im Eingang und gestaltete einige Wände und Vitrinen für seine Skulpturen. Das kleine Museum in der Bastion beherbergt hauptsächlich Pastellzeichnungen mit dem Thema „die Liebenden“ und einige Briefe und Fotos von Cocteau und zeitgenössischen Künstlerfreunden. Am ersten Sonntag im Monat ist der Eintritt in das Museum frei. Alle Infos zum Museum findest du auf der Bastion-Hompage.
Noch mehr Cocteau
Aber Cocteau hat noch mehr Spuren in Menton hinterlassen, so erschuf er ein großes Wandfresco im Hochzeitssaal des Rathauses und es gibt ein weiteres Cocteau-Museum, welches Werke aus der Sammlung des Schweizers Severin Wunderman beherbergt.
Wunderman vermachte seine Cocteau Sammlung, die über 1500 Werke enthielt, der Stadt Menton mit der Auflage, ein neues modernes Museum zu errichten. Dieses befindet sich direkt gegenüber der Bastion und zeigt Bilder aus der Schaffenszeit von 1910-1950. Mir persönlich ist der Bau viel zu brutal und stört meiner Ansicht nach die Harmonie der Stadtansicht. Aber entscheide selbst.
Menton und die Belle Epoque
Gegenüber der Museen blickst du auf ein erstes von vielen weiteren Gebäuden der Belle Epoque in Menton. Die Markthalle von 1890 wartet mit hübschen Wandmalereien, Kacheln, Türmchen und geschwungenen Glasdächern auf. Hier findet jeden Morgen ein Frischemarkt statt, wo du Obst und Gemüse aus der Region, aber auch frischen Fisch kaufen kannst. Genieße die verschiedenen Gerüche bei einem Gang durch die Marktreihen. Vielleicht findest du hier ein schönes Souvenir aus Zitrone, Knoblauch oder Oliven. Und es ist der beste Platz um einmal „Socca“ zu probieren, den typischen Kichererbsenfladen.
Nach deinem Marktbesuch am Morgen folgst du am besten der Strandpromenade nach Westen. Hier triffst du nach ein paar Minuten auf das Royal Westminsterhotel und das Hotel Balmoral, deren Fassaden ebenfalls zu den Belle Epoque Bauwerken gehört und bis heute noch als Grandhotels in Betrieb sind.
Die schönsten Belle Epoque Villen
Die meisten anderen alten Belle Epoque Villen, einst von den Engländern in den 1920er Jahren erbaut, als sie das milde Klima der Côte d’Azur für sich entdeckten, sind heute in Privatbesitz und können nur im Rahmen von Führungen besichtigt werden. Aber teilweise lassen sich die Gebäude von Außen ansehen. Dazu gehört das Hotel Orangerie , das Palais Oriental und die beiden Paläste Winterpalace und Riviera Palace, die aber etwas außerhalb des Zentrum liegt.
Das Palais Carnolés -Museum der schönen Künste
Erhalten blieb auch das Palais Carnolés, das heute das Museum für schöne Künste beherbergt. Das Museum ist aber bis auf weiteres wegen Renovierung geschlossen, du kannst das Gebäude aber von Außen besichtigen.
⇒Wenn du jetzt noch mehr und vor allem viel schönere Belle Epoque Villen sehen möchtest, kommst du an einem Besuch von⇒ Nizza nicht vorbei.
Gärten und Parks in Menton
Das milde Mittelmeerklima und die warmen Felswände direkt hinter dem Meer begünstigen in Menton eine Pflanzenvielfalt, wie man sie sonst nur aus tropischen Gebieten kennt. Dieser Florareichtum führte dazu, daß es in Menton außergewöhnlich viele sehenswerte Gärten gibt, die fast alle im frühen 20.Jahrhundert von den immigrierten Engländern erschaffen wurden. Einige davon sind immer noch im Privatbesitz und nur an bestimmten Tagen mit öffentlichen Führungen zu besuchen. Hierzu bekommst du die entsprechende Info im Fremdenverkehrsamt von Menton.
Da die meisten Gärten leider nicht täglich geöffnet sind, musst du deinen Besuch ganz genau im voraus planen, damit du hier nicht vor verschlossenen Türen stehst. Ich habe von meinen sechs Wunschgärten leider nur zwei in den vier Tagen geschafft, einfach weil es unmöglich war, die Besuchszeiten so aufeinander abzustimmen. Also ein Grund für mich, auf jeden Fall noch einmal wieder zu kommen.
Hier stelle ich dir nun einige der Gärten und Parks vor, die ich während meines Besuchs im März 2024 sehen konnte.
Parc des agrumes
Da du ja gerade noch vor dem Palais Carnolés stehst, um dir das Belle Epoque Gebäude anzusehen, kannst du gleich einen Blick in den „Parc des agrumes“ werfen. Er ist dem Palais angegliedert und beherbergt neben einigen Plastiken zeitgenössischer Künstler eine der größte Sammlungen von Citrusgewächsen in der Gegend. Der Park ist täglich kostenfrei zugänglich und ist leider in keinem guten Zustand. Ihn extra aufzusuchen lohnt sich meiner Meinung nach nicht, aber wenn du in der Gegend bist, wirf ruhig einen Blick hinein.
Die Bushaltestelle Viking liegt direkt vor dem Park.
Parc du Pian
Ein weiterer kostenfreier Park ist der Parc du Pian im Stadtteil Garavan. Hierbei handelt es sich um einen über dem Meer gelegenen schattigen 3 Hektar großen Hain mit 540 alten Olivenbäumen. Einige sind schon mehrere hundert Jahre alt. Im Frühjahr kommen große Schafherden hierher um das Gras unter den Bäumen in Schuss zu halten. Du kommst am Parc du Pian automatisch vorbei, wenn du zum botanischen Garten von Val Rahmeh gehst und solltest dort ruhig einmal Halt machen. Vielleicht nimmst du dir ein Sandwich mit und picnicst unter den knorrigen alten Bäumen und hörst dem Rauschen des Meeres in der Entfernung zu (oder den vorbeiratternden Zügen, denn die Bahnstrecke grenzt an den Park)
Der botanische Garten Val Rahmeh
Direkt unterhalb des Parc du Pian findest du Mentons berühmtesten Garten, den botanischen Garten von Val Rahmeh. Um 1905 kaufte Sir Percy Radcliff eine alte Ackerfläche und gestaltete diese zu eine wunderschönen Garten um, den er nach seiner arabisch-persichen Frau Val Rahmeh benannte, was soviel wie „Ruhe“ bedeutet. Der Garten wurde dann um 1957 von Miss May Campell übernommen, die ihm seine heutige Form und auch Vielfalt gab. Sie importierte vor allem Pflanzen aus den tropischen und subtropischen Regionen, die in dem Mikroklima von Menton wunderbar gedeihen.
Mit über 1700 verschiedenen Pflanzenarten ist dieser botanische Garten der artenreichste in Frankreich. Geführte Touren gibt es jeden Donnerstag um 10:15Uhr, leider nur in französicher Sprache. Aber der Garten ist täglich außer Dienstags geöffnet, die Zeiten variieren je nach Jahreszeit. Bitt informiere dich auf der Homepage.
Du erreichst den Garten Val Rahmeh und den Parc de Pian mit den Bus No 1 Richtung Frontiere, die Haltestelle heisst Menton Stade. Für den Besuch solltest du 90 -120 Minuten einplanen. Der Eintritt liegt momentan bei 8 Eur pro Person. Es gibt kein Café oder Kiosk vor Ort. Der Garten ist leider nicht barrierefrei . Festes Schuhwerk ist zum empfehlen.
Garten Fontana Rosa
Etwa 10 Minuten zu Fuß von Val Rahmeh liegt der kleine Garten Fontana Rosa des 1926 verstorbenen Schriftstellers Vincent Blasco Ibanez. Hierbei handelt es sich eher um ein Kunstwerk in der Natur, als um einen Garten, der mit Pflanzevielfalt aufwartet. Schon das imposante Eingangstor ist beeindruckend, zeigt es doch auf Kacheln die Portraits von Dickens, Balzac und Cervantes.
Auf 1700 Quadratmetern schuf Ibanez mehrere Gebäude mit Topfgärten und Zitrus- und Olivenbäumen, immer wieder unterbrochen von bunt gekachelten Sitzgelegenheiten und Plätzen. Leider war der Garten während meines Besuchs im März 24 geschlossen. Vielleicht hast du mehr Glück.
Das gleiche gilt auch für den Garten Maria Serena, der nur ein Stückchen weiter liegt. Im Prinzip könnte man Val Rahmeh, Fontana Rosa und Maria Serena wunderbar an einem Tag besuchen, da sie alle im Stadtteil Garavan recht nah beieinander liegen. Aber auf Grund der schwierigen Öffnungszeiten scheint das fast unmöglich zu sein.
Garten Serre de la Madone - mein Lieblingsgarten
Mein persönlicher Lieblingsgarten ist allerdings am anderen Ende von Menton . Hoch auf den Hügeln über der Stadt liegt der Jardin Serre de la Madone. Er scheint wie aus einer anderen Welt zu sein, völlig verwunschen und verwachsen.
Moosübersäte Wege und Treppen, dichtes Urwaldgrün und Schlingpflanzen, die sich um Figuren und Fenster ranken, dazwischen Wasserläufe und -becken, ein wunderschönes Gewächshaus und oben über allem thront das Herrenhaus.
Mich fasziniert diese gewollte Unordnung, die trotz aller Wildheit nichts ungepflegtes hat oder besser gesagt, die der Fülle der Natur ihre Freiheit lässt und nur hier und da ordnend etwas eingreift. Ich komme mir dort vor wie Alice im Wunderland, staunend schaue ich hinter jeden Busch und öffne neugierig jede Tür. Tatsächlich täte dem Garten ein bisschen mehr Pflege gut, aber darüber verlöre er sicher seinen Zauber.
Der Garten ist täglich außer Montags geöffnet, der Eintritt beträgt 10 Eur. Eine Bushaltestelle ( Serre de la Madone) der Linie 7 Richtung Gorbio ist direkt vor der Tür, allerdings fährt der Bus nur im Stundentakt, am Wochenende noch seltener. Der Garten ist leider nicht barierefrei. Festes Schuhwerk ist zu empfehlen. Es gibt Erfrischungsgetränke und Kaffee an der Kasse. Alle Infos zum Garten findest du auf der Homepage Serre de la Madone
Menton und die Zitronen
Die Zitrone war von jeher schon ein wichtiges Handelsgut und Erzeugnis der Region Menton, aber seit 2015 hat die Zitrone sogar das Siegel "geschütze geographische Angabe - IGP" erhalten und gilt somit als typisches Kulturgut der Region. Die hier etwas länglichere Frucht mit hellgelben Fruchtfleisch begegnet dir in Menton überall, egal ob in den Gerichten, auf Bildern oder an Gebäuden und natürlich auf dem Markt und in den vielen Plantagen. Mehr zur Geschichte der Zitrone in Menton und den zugehörigen Gärten und Parks erfährst du hier.
Die Fete du Citron- das Zitronenfest
Jedes Jahr Ende Februar seit 1934 steht Menton Kopf. Da feiert die kleine Riviera Stadt die „Fête du Citron“ für zwei lange Wochen. Riesige Figuren aus allerlei Zitrusfrüchten werden im Parc Bioves aufgebaut, mit Licht, Blumen und Musik in Szene gesetzt und mit vielen verschiedenen Events rundherum wird ein riesen Spektakel gefeiert.
Krönende Höhepunkte der Fête du Citron sind jeden Donnerstag die „defilets de nuit“ und jeden Sonntag der große Corso mit weiteren Zitronen-und Orangen Figuren die auf riesigen Wagen durch die Stadt ziehen und mit Musik und Tanztruppen wird ein großes Volksfest gefeiert. Jedes Jahr gibt es ein neues Motto für das Zitronenfest, dieses Jahr 2024 waren es die Olympischen Spiele in Frankreich.
Während der Umzüge Donnerstags und Sonntags wird der ganze Bereich großräumig abgesperrt und nur mit Ticket und Zugangskontrolle kommt man an die Zugstrecke. Es kommen jedes Jahr tausende Besucher anläßlich des Zitronenfest und überfluten das kleine Städtchen mit Reisebussen und Touristen. Hier findest du immer die aktuellen Daten und Veranstaltungen zum Zitronenfest: Fête du citron Menton
Ich persönlich habe ein ambivalentes Verhältns zu dem Fest. Zum einen finde ich die Kreativität der Mentonaise beeindruckend und auch mit welcher Begeisterung die Menschen hier feiern und sich einbringen in dieses riesige Event. Ich finde die gesamte Organisation und den Ablauf der Fete du Citron perfekt. Zum anderen stört mich, dass der kleinen Stadt viel von ihrem Charme verloren geht , weil die ganze Innenstadt und Strandpromenade mit großen Tribünen zugebaut ist und an den Tagen der Corso alles hermetisch abgeriegelt ist.
Zudem ist das sonst beschauliche Städtchen sehr überlaufen und die Preise dementsprechend überteuert. Zusätzlich ist im Februar das Wetter einfach noch nicht so stabil, daß der Umzug gegebenfalls im strömenden Regen stattfindet oder wie bei mir, auf Grund des Wetters sogar abgesagt werden musste. Da ich mich grundsätzlich schwer tue mit Großveranstaltungen, mag meine Einschätzung aber nicht relevant sein für deine Entscheidungsfindung. Bei schönem Wetter ist der Umzug entlang des Meeres mit den bunten Wagen und den fröhlichen Tanztruppen sicher ein Ereignis. Wenn du aber Menton in Ruhe erleben möchtest, würde ich dir empfehlen zu einem anderen Zeitpunkt zu reisen.
Wissenswert:
Jedes Jahr werden für das Zitronenfest etwa 500.000 Citrusfrüche, das entspricht ca.140Tonnen, verwendet. Diese stammen heute meistens aus Spanien, da der Zitronenanbau in der Gegend von Menton bereits seit Jahren rückläufig ist. Wenn du dich fragst, was mit den Zitronen und Orangen nach dem Fest passiert, ist hier die Antwort: Die Früchte, die noch nicht faul sind, werden zu Saft, Marmelade und Likör verarbeitet. Einige finden auch ein zweites Leben in Cremes und anderen Kosmetikprodukten. Natürlich bleibt die Frage, ob das in unserer Zeit noch nachhaltig ist oder eher Verschwendung. Die muss jeder für sich selber beantworten, aber es ist eben auch ein Stück gelebte Kultur in Menton.
Ausflug zum Cap Martin
Da Menton wie bereits erwähnt keine wirklich schönen Strände hat und du außer auf der Promenade du soleil auch nicht richtig am Meer entlang laufen kannst, empfehle ich dir einen Ausflug ans Cap Martin. Dazu nimmst du entweder die Eisenbahn bis Carnolé oder die Buslinie 18, die die ganze Promenade entlang fährt bis zur Haltestelle RCM Victoria in Carnolé.
Hier kannst du dich jetzt entweder an den Strand legen oder du wanderst den etwa 6 km langen Küstenweg von Carnolé nach Roqubrune entlang des Cap Martin. Der Weg wird heute häufig unter dem Namen Sentier Corbusier erwähnt, tatsächlich begleitet dich aber auf dem Weg eher Winston Churchill, dessen Gedanken und Eindrücke auf diversen Schautafeln mit dem Wanderer geteilt werden.
Die Cabane Corbusier
Der Architekt Cobusier hat hier am Cap Martin eine Holzhütten erbaut, die aber so gut verborgen hinter Bäumen, Hecken und Sichtschutz liegt, daß man sie vom Weg aus nicht sehen kann. Besichtigungen finden nach Anmeldung im Fremdenverkehrsamt immer dienstags und freitags um 10 Uhr statt. Der Eintritt kostet 8 Euro pro Person.
Du folgst jetzt einfach der Meeresbucht entlang dem Ufer und kommst schon bald auf den gut befestigten Weg . Rauhe Felsen, Macchia Bewuchs, türkisblaues Meer und der Geruch nach frischem Strandginster begleiten dich nun auf dem ehemaligen Zollweg entlang der Küste. Die Wellen klatschen an die Felsen und hinter jeder Kurve tut sich ein neuer, fantastischer Ausblick auf.
Irgendwann, wenn du das Cap umrundet hast, siehst du die Hochhäuser von Monaco und noch etwas später kommst du an der Villa Cypris vorbei, die bereits Kulisse für mehrere Filme war.
Schließlich erreichst du nach einer wunderbaren Wanderung den Strand "Plage le Buse" von Roquebrune. Ein magischer Ort, an dem sich im warmen Wasser durch mehrere Unterwassersüßquellen Kaltwasserinseln bilden. Schon Le Corbusier und auch Coco Chanel sind hier mit ihren Freunden in die Wellen gestiegen.
Oberhalb des Strandes liegt der kleine Bahnhof der dich dann ganz bequem wieder zurück nach Menton bringt. Plane für deinen Ausflug etwa einen halben Tag ein, damit du das Meer und alle Aussichten genießen kannst. Der Weg ist nicht barrierefrei und es gibt kein Restaurant unterwegs. Du solltest gute Schuhe, einen Sonnenschutz und genug zu trinken dabei haben. Ein kleines Picnic ist sicher auch nicht verkehrt. Ich bin sicher, dieser Ausflug begeistert Dich genauso wie mich.
⇒ Du wanderst gerne am Meer? Dann ist der Küstenweg der Seven Sisters in den Southdowns dein nächstes Ziel
Menton praktisch
Am besten und unweltschonendsten kommst du mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Menton. Ein Auto ist nicht notwendig und es gibt wenig Parkplätze. Von Nizza erreichst du Menton halbstündlich mit der Bahn . Schon allein die Fahrt an der Küste entlang ist spektakulär, da die Bahnstrecke direkt am Meer entlang führt und du an allen schönen Orten der östlichen Côte d’Azur vorbei kommst. Vor Ort kannst du das meiste zu Fuss oder mit den öffentlichen Bussen machen. Diese fahren regelmäßig und sind mit 1,70Eur pro Fahrt, egal wie weit, sehr günstig. Auf Wunsch kommst du bis ins italienische Ventimiglia mit Bus oder Bahn.
Meine Unterkunft mit Charme
Ich habe im kleinen und sehr charmanten Hotel de Londres gewohnt. Das Hotel liegt nur 50 Meter vom Meer (2.Reihe) und zu Fuss ist man in 5 Minuten am Casino und in 15 Minuten in der Altstadt. Es gibt genügend Restaurants in der Umgebung. Das Hotel ist sehr geschmackvoll eingerichtet, die Zimmer sind klein aber praktisch, das Frühstück ist ausgewogen und für ein 3* Hotel ausgesprochen vielfältig. Das Personal ist sehr nett und hilfsbereit. Ein großes Plus ist der sehr schöne Garten mit Boulebahn, Liegestühlen, einer hübschen Bar und schönen Sitzgelegenheiten. Das Preis Leistungs Verhältnis ist fair. Vom Bahnhof Menton erreichst du das Hotel in 7 Minuten zu Fuss. Ein Supermarkt ist direkt um die Ecke, die Bushaltestellen 5-7 Minuten entfernt. Ich habe mich auch alleine Abends auf dem Weg zum Hotel sicher gefühlt, da es noch nah genug am Zentrum ist.
Fazit: Menton ist eine Reise wert
Menton ist ein entzückendes, kleines Städtchen mit sehr viel Charme. Es ist gleichzeitig typisch französisch, aber auch schon sehr italienisch und es ist noch nicht so hemmungslos überlaufen wie die anderen Ziele an der östlichen Riviera. Es gibt genug zu entdecken, daß man 3- 4 Tage gut ausfüllen kann. Im Frühling bietet es sich auf Grund des milden Klimas schon sehr früh als Reiseziel an. Aber bitte beachte, daß bis Ende März vieles noch geschlossen ist oder gerade erst „aufgehübscht“ wird für die kommende Saison. Ab Anfang April sollte der Betrieb bereits voll laufen. Mit 2-3 Nächten bist du gut aufgestellt, um alles in Ruhe sehen zu können. Menton eignet sich gut als Ziel für Alleinreisende und kann mit anderen Zielen an der Côte d’Azur verbunden werden.
Ich hoffe, du konntest einen Eindruck von der Vielfalt Mentons erhalten. Falls du Fragen oder Anregungen hast, freue ich mich über deinen Kommentar unter dem Beitrag oder auch einfach per Mail. Jetzt wünsche ich dir einen schönen Aufenthalt in
Menton - der Perle der Côte d'Azur
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2 Kommentare
Gudrun
Ich muss gestehen, dass ich Menton überhaupt nicht auf dem Schirm hatte bis zu deinem Beitrag. Da ich Anfang April einige Tage in Nizza bin, überlege ich statt Monaco einen Tagesausflug nach Menton zu unternehmen. Deine Bilder fangen die Stimmung so schön ein.
Christiane
Danke Gudrun, auf jeden Fall sollte du nach Menton fahren. Viel schöner als Monaco.
LG Christiane